Catrin Misselhorn
Grundfragen der Maschinenethik

Erscheinen im Reclam Verlag, Stuttgart 2018

Das Grundlagenbuch, mit dem ich mich in das breite Feld der ethischen Fragen zur Künstlichen Intelligenz eingelesen habe, stammt von Catrin Misselhorn. Sie wählt in ihrem in ihrem Werk zu Grundfragen der Ethik bei der Entwicklung der KI dabei die wohl immer noch grundlegendsten und bedeutendsten Fragen. So fragt sie erstens, ob es grundsätzlich möglich ist, Maschinen zu entwickeln, welche über die Fähigkeit verfügen, selbstständig moralische Entscheidungen zu treffen. Im Anschluss wirft sie dir Frage auf, ob dies überhaupt anzustreben sei.

Catrin Misselhorn ist Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie an der Universität Stuttgart. Auch ist sie Direktorin des dortigen Instituts für Philosophie.

Catrin Misselhorns Buch vermittelt in den 283 Seiten der Taschenbuchversion neben ihrer Untersuchung der großen Fragestellungen im besten Sinne eines Grundlagenwerks fundamentales Wissen zu philosophischen Fragestellungen und Ansätzen bei der Betrachtung von KI. Auch wichtiges Basiswissen zu technischen Voraussetzungen von KI aus Informatik und Robotik sind im Buch enthalten.

Leider erscheint das Buch teilweise wie eine Argumentationshilfe für KI-Kritiker zu geraten, zumindest wenn Misselhorn leidenschaftlich gegen den Einsatz moralisch selbstständiger KI in Bereichen Verteidigung oder autonomes Fahren plädiert. Auch dem „Pflegeroboter“ widmet sie kritische Zeilen. So kommt Misselhorn nicht nur zum Schluss, dieser Frage müsse man nachgehen, bevor die Entwicklung der Gesellschaft eine Richtung genommen habe, welche eine Struktur aufweise, die technisch und wirtschaftlich dazu motiviere, KI zu schaffen und weiterzuentwickeln, sondern sieht den Einsatz in diesen ausgewählten Bereichen grundsätzlich als abzulehnen an.

Sehr lehrreich bleibt das Buch jedoch auch bei inhaltlichen Differenzen zur Argumentation der Autorin, beispielsweise wenn sie erhellend analytisch danach fragt, wie sich moralisches Handeln von Mensch und Maschine unterscheiden lässt.
Durch all diese grundlegenden Fragestellungen bleibt das Buch ein wichtiger Beitrag zum breiten Themenfeld KI und Moral. Gerade philosophisch ist es dabei auch sehr anspruchsvoll. In ihrer Darlegung einer praktischen Ethik für den Einsatz von KI bedient sich die Autorin erfolgreich des Utilitarismus. Sie versucht damit auch den altbekannten idealistischen und prinzipienethischen philosophischen Ansätzen zu Fragen der KI aus dem Weg zu gehen. Bei aller philosophischen Tiefe bleibt Misselhorn stets eine gute Erklärerin und führt den Leser sicheren Schrittes in den Themenkomplex ein. Besonders aufgrund des sehr grundlegenden und umfassenden Ansatzes war das Buch für mich ein wichtiger Baustein bei dem Bau eines breiten Fundaments für das Verständnis von künstlichen Intelligenzen und deren Verhältnis zu Gesellschaft und Moral.